Fiori Musicali 2007
„Teufelsgeiger im Banne göttlicher Klänge“

 

 

D. Buxtehude(1637-1707)
„Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“
Kantate für Sopransolo, 2 Violinen, Bass und B.c.

Giuseppe Tartini (1692-1770)
Sonata VII in a-Moll für Violine und B.c.
Adagio, Allegro, (Andante), Allegro assai
Aus: Autograph Padua No 1888

W.A.Mozart(1756-1791)
Adagio für die Glasharmonika KV 356 in der Fassung für Orgelsolo
Offertorium “Sub tuum praesidium” KV 198
für 2 Knabensoprane und Streicher

Pause

J.M.Haydn (1737-1806)
Missa sub Titulo Sti. Leopoldi in festo Innocentium
für dreistimmigen Knabenchor, 2 Violinen, Bass und Orgel

Ausführende:
St.Florianer Sängerknaben, Leitung: Franz Farnberger
Solisten: Martin Wild, Alois Mühlbacher, Emil Kocher, Xaver Lindlbauer, Martin Buchmann, Bernhard Zauner
Ars Antiqua Austria, Leitung: Gunar Letzbor
Orgelsolo: Norbert Zeilberger

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Dietrich Buxtehude wurde wahrscheinlich 1637 in Oldesloe, der damaligen Wirkungsstätte seines Vaters Johannes, einem Organisten, geboren.
Seine Ausbildung begann in Helsingor. Danach war er von 1657 bis 1658 Organist in Helsingborg. 1660 wurde er zum Organisten in die Marienkirche von Helsingor berufen.
1667 übernahm Buxtehude die Stelle des Organisten an der Lübecker Marienkirche von Franz Tunder, dessen Tochter er ein Jahr später ehelichte. Am 9. Mai 1707 verstarb Buxtehude nach langer ehrenvoller Arbeit in der Hansestadt.
Als einzige Quelle für die Solokantate „Schaffe in mir, Gott“ BuxWV 95 steht uns eine Abschrift des Stockholmer Organisten Gustav Düben ( 1624-1690 ) zur Verfügung. Sie wird in der Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt. Die Abschrift scheint bis auf wenige Ungenauigkeiten in der Bezifferung des Orgelbasses fehlerlos. Die kunstvolle Kontrapunktik Buxtehudes weist weit über die durchschnittlichen Kompositionen seiner Zeit hinaus und hat nicht nur J.S.Bach zum Staunen gebracht. Bach war übrigens zu Fuß nach Lübeck gereist, als die Organistenstelle Buxtehudes vergeben wurde. Schlug er das Angebot dieser begehrten Anstellung nur deswegen aus, weil mit der Annahme auch die Ehelichung von Buxtehudes Tochter verbunden war?
Schaffe mir, Gott, ein rein Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesichte, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe und dein freudiger Geist erhalte mich. ( Psalm 51, Vers 12 und 13)

In der heutigen Republik Slowenien wurde Giuseppe Tartini 1692 geboren, in Piran an der Adriaküste Istriens, damals als Pirano zur Republik Venedig gehörend. Dort und im nahen Capodistria/Koper besuchte er die Schulen, studierte seit 1708 in Padua Jus und verbrachte die Jahre 1710 bis 1713 im Kloster in Assisi, wo er autodidaktisch das Violinspiel erlernte. In den folgenden Jahren spielte er in verschiedenen Opernhäusern und unterrichtete auch. 1721 erhielt er die Stellung des Konzertmeisters an der Basilika S. Antonio in Padua. 1723 reiste er wegen der anlässlich der Krönung Kaiser Karls VI. zum König von Böhmen aufgeführten Oper Costanza e Fortezza von Johann Joseph Fux nach Prag und blieb dort drei Jahre im Dienst der Familie Kinsky. Den Rest seines langen Lebens, bis 1770, verbrachte er in Padua, wo er seine europaweit berühmte Schule für Violine und Kompostion betrieb. Pietro Nardini und Johann Gottlieb Naumann gehörten zu seinen Schülern. Immer mehr widmete er sich auch musiktheoretischen Fragen, die er in drei Traktaten erörterte; diese stießen allerdings auf Unverständnis und Kritik. Zwei Gattungen hat er um zahlreiche Kompositionen bereichert: das Violinkonzert und die Violinsonate. Die in a-Moll gehört zu den späten, um die Jahrhundertmitte entstandenen „piccole Sonate“, wie er sie selbst nannte, die aus mindestens drei kurzen, zweiteiligen Sätzen bestanden und deren Basso continuo – wenn er überhaupt notiert war – optional war, also nicht unbedingt nötig. Auf das expressive Adagio, das dem Siciliano-Typus angehört, folgt hier ein virtuoses Allegro in punktiertem Rhythmus und ein aus dem Ciaccona-Modell gewonnenes Thema mit 17 violintechnisch noch wesentlich anspruchsvolleren Variationen, bevor das Finale mit einem volksliedhaftem Thema in Gavottenrhythmus beginnt, das sich aber ebenfalls virtuos weiterentwickelt. In diesem Satz hat Tartini das Notensystem für den Bass freigelassen.

Mozarts Offertorium „Sub tuum praesidium“ KV 198 ist in keinem Autograph überliefert. Eine Abschrift aus dem Ende des 18. Jhdts fand man erst 1662 im Archiv St. Peter in München. Dem Stil nach gibt es Ähnlichkeiten mit dem Offertorium „Alma Dei creatoris“ KV 277, das 1777 für Salzburg entstanden ist.
Sub tuum praesidium confugimus, sancta Dei Gentrix: nostras deprecationes ne despicias in necessitatibus nostris, sed a periculis cunctis libera nos semper, Virgo gloriosa, et benedicta, domina nostra, mediatrix nostra, advocata nostra. Nos reconcilia tuo filio, tuo filio nos commenda, tuo filio nos repraesenta.
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesmutter; Verschmähe nicht unsere Gebete in unseren Nöten, sondern errette uns jederzeit aus allen Gefahren, o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau, unsere Herrin, unsere Mittlerin, unsere Führsprecherin. Führe uns zu deinem Sohn, empfehle uns deinem Sohn, stelle uns deinem Sohn vor.

Johann Michael Haydns letztes vollendetes Werk, die „Missa sub titulo Sti Leopoldi pro festo Innocentium „ MH 837, entstand für die Salzburger Kapellknaben.
Am Unschuldigen Kindleintag ist im Dom das Amt , welches nur allein von Capellknaben...produciret wird...durchaus nur mit zwey Stimen nemblich mit dem Discant und Alt, ohne Baß und Tenor, und haben auch heund die Capellknaben ihren besten Schmauß“ berichtet Fr. Heinrich Pichler in seinem Diarium Salisburgense am 28. dezember 1745.
Die dreistimmige Leopoldimesse wurde am 22, Dezember 1805, wenige Tage vor dem alljährlichen Festtag der Sängerknaben vollendet.
Am Silvester des Jahres 1805 schreibt der unter den Kriegswirren leidende und schwer kränkelnde Michael Haydn an seinen Freund P. Weringand Rettensteiner: aller dieser traurigen Umstände ungeachtet habe ich dennoch unsern Kapellknaben zu ihrem unschuldigen Kindlein-Feste eine neue Messe geschrieben, und wie ich vernommen, hat sie auch gefallen“.
Das Land Salzburg hatte 1803 seine bisherige Selbständigkeit verloren und wurde in den Dezembertagen des Jahres 1805 dem österreichischen Kaiserreich als Provinz eingegliedert. Wahrscheinlich wollte Haydn mit seiner letzten Messe dem Hl. Leopold
eine Devotionaliengabe widmen und damit um Schutz für das nunmehr österreichische Salzburg bitten. Der Kaiserhof plegte das Namensfest dieses Heiligen ebenfalls feierlich zu begehen.

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