Dienstag 9.Juni, 19.30 Uhr
BACH PRIVAT II

PROGRAMM

Johann Paul Westhoff

Suite VI D Dur (1696) für Violine solo
Allemande-Courante-Sarabande-Gigue

Sonate V g Moll (1694) für Violine und B.c.
Aria: Adagio-Allegro-Adagio-Allegro-Aria:Andante-Allegro

Johann Sebastian Bach
Toccata D Dur, BWV 912

* * *

Johann Sebastian Bach
Partia h Moll, BWV 1002 (1720) für Violine solo
Allemande-Double-Corrente-Double-Sarabande-Double-Tempo di Borea-Double

Sonata I h moll, BWV 1014 (1718-22)
für Violine und obligates Cembalo
Adagio, Allegro, Andante, Allegro


Sergej Tscherepanov - Cembalo
Gunar Letzbor - Violine


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KRITIK: OÖ NACHRICHTEN
13. Juni 2009

Überquellend virtuos
Konzert: Fiori Musicali (St.Florian; 9. 6.)

Die Konzertreihe „Fiori Musicali“ im Stift St. Florian beendete die diesjährige Saison mit einem der Violine gewidmeten Gusto-Programm um den Linzer Geiger Gunar Letzbor. Seine Kompetenz in Sachen historischer Aufführungspraxis in Verbindung mit fein nuancierendem Spiel, großer Musikalität und Lebendigkeit der Interpretation stehen außer Zweifel. Das Ergebnis nimmt gefangen und vermittelt Wesen und Aussage der Werke. Etwa Westhoffs (1656–1705) D-Dur-Sonate (1696), die alte Tanzformen als Inspirationsquelle nützt und nach überquellender Virtuosität verlangt, der Letzbor nichts schuldig blieb. In der sechsteiligen g-Moll-Sonate waren berührender Ausdruck, aber auch die Rasanz eines Hexenmeisters zu hören, aus der berühmten h-Moll-Solo-Partita Bachs sprach pralles Leben, und die h-Moll-Sonate für Violine und Cembalo wurde gespielt, wie man es sich nur wünschen kann. Den Cembalopart betreute Sergej Tcherepanov mit großem Können, nobler Zurückhaltung und unablässig mitgestaltend. Als Solist brillierte er mit Bachs D-Dur-Toccata.
Ein Sonatensatz mit stark meditativen Zügen nach einer 300 Jahre alten Handschrift aus dem Wiener Minoritenkloster lieferte als Zugabe den passenden Endpunkt. (fz)

SERGEJ TCHEREPANOV

In Nordkasachstan geboren, absolvierte sein Klavierstudium am Tschaikowsky-Konservatorium Moskau bei Prof. Viktor Merzhanow, im Fach Orgel bei Natalia Gureewa. Neben einer Zusammenarbeit in der historischen Aufführungspraxis am Cembalo mit Alexei Lübimow wirkte er als Cembalist und Continuospiler bei verschiedenen Ensembles mit.

In Deutschland führte Sergej Tcherepanov sein Orgelstudium fort, zunächstbei Martin Haselböck in Lübeck, später bei Wolfgang Zerer in Hamburg, wo er das Konzertexamen mit Auszeichnung bestand. Er war Preisträger des Possehl-Musikpreises in Lübeck 1997 und Orgelwettbewerben in Südafrika und Deutschland. Weitere Studien an historischen Orgeln bei Martin Böcker (Stade) und Prof. Harald Vogel. 2000-2003 war er Organist an der Arp-Schnitger-Orgel in Steinkirchen ( Altes Land ).

Seit 2002 Sergej Tcherepanov als Lehrbeauftragter für Künstlerisches Orgelspiel, Klavier- und Cembalobegleitung an der Musikhochschule Lübeck tätig. Solistische Tätigkeit führte ihn zu Festivals und Orgelwochen in vielen Ländern Europas. Er spielte Cembalo-Continuo bei Wiener Akademie und Ars Antiqua Austria, u.a. bei Salzburger Festspielen. Rundfunk- und TV-Aufnahmen beim NDR und SWR.

GUNAR LETZBOR

studierte Komposition, Dirigieren und Violine in Linz, Salzburg und Köln. Die Bekanntschaft mit Nicolaus Harnoncourt und Reinhard Goebel veranlaßte ihn, sich eingehend mit der Interpretation und Spielpraxis Alter Musik auseinanderzusetzen. Er musizierte in den Ensembles Musica Antiqua Köln, Clemencic Consort, La Folia Salzburg, Armonico Tributo Basel und der Wiener Akademie, war in den vier letztgenannten mehrere Jahre als Konzertmeister tätig. Bei zahlreichen Konzertreisen durch Europa, USA und Japan trat und tritt Gunar Letzbor regelmäßig als Solist in Violinkonzerten und Recitals mit großem Erfolg in Erscheinung. Sein Debut bei den Salzburger Festspielen gab er 2004 mit der Interpretation der Rosenkranzsonaten von H.I.F.Biber.

Er gründete das Ensemble Ars Antiqua Austria. Mit den sieben Musikern dieses Ensembles versucht er, der klanglichen Vielfalt österreichischen Barockmusik durch Erarbeitung eines spezifisch österreichischen Barockstreicherklanges Ausdruck zu verleihen.
Mittlerweile wurden seine CD-Aufnahmen mit den Violinsonaten und den Rosenkranz-Sonaten von Biber, die Einspielungen mit Werken von Schmelzer, Vejvanovsky, Muffat, Weichlein, Aufschnaiter, Mozart, Caldara, Bononcini und Viviani mehrfach ausgezeichnet.

Gunar Letzbor ist ein begehrter Lehrer für Barockvioline, unterrichtete und unterrichtet unter anderem an der Universität Lübeck und Wien. Als Dozent in Seminaren für Aufführungspraxis bzw. Spielpraxis alter Instrumente gibt er seine Erfahrungen aus seiner Tätigkeit als Ensembleleiter und Solist an junge Musiker weiter.

An der Linzer Musikschule startete er vor einiger Zeit mit 5 Lehrern einen Schulversuch zur Reformierung der Streicherausbildung (Nachhaltiger Streicherunterricht).
Für seine Interpretation der „Capricci Armonici“ von G.B.Viviani bekam er 2002 einen „Cannes Classical Award“ verliehen. Besonderes Aufsehen erregte jüngst die Ersteinspielung der Violinsolosonaten des Salzburger Komponisten J.J.Vilsmayr, die zwanzig Jahre vor Bachs „Sei a Violino Solo“ bereits einen Meilenstein der Literatur für unbegleitete Violine darstellen.

 

 

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