Samstag, 10. Mai 2014, 19.00 Uhr
„FLAUTO
Brandenburgische Konzerte IV und V, Suite in h.Moll von J.S.Bach“
Mit seinen brandenburgischen Konzerten beschenkte uns der Meister mit Perlen barocker Orchesterliteratur. Das Flauto traverso war ein gerade zur Blüte gekommenes Instrument, Bach setzte es im fünften Brandenburgischen Konzert neben Violin- und Cembalosolo, in der h Moll-Suite gar als einziges Soloinstrument in Szene. Im vierten Brandenburgischen Konzert brillieren dagegen noch zwei Blockflöten im Wettstreit mit dem Orchester und der Violine.
PROGRAMM
J.S.Bach
Suite Nr. 2 h-Moll BWV 1067
Ouverture, Rondeau, Sarabande, Bourrée I, Bourrée II, Polonaise, Double, Menuett, BadinerieJ.S.Bach
Brandenburg Concerto No.5 in D major, BWV 1050 (1720–21)
I. Allegro, II. Affettuoso, III. Allegro-------------------------
J.S.Bach
Brandenburg Concerto No.4 in G major, BWV 1049 (1719–20)
I. Allegro, II. Andante, III. Presto
ARS ANTIQUA AUSTRIA, Ensemble für neue Barockmusik
Leitung: Gunar Letzbor
Gunar Letzbor – Violine; Jolanta Sosnowska – Violine; Serim Galip – Violine; Markus Miesenberger – Viola; Peter Trefflinger – Violoncello; Jan Krigovsky – Violone 8`; Erich Traxler – Cembalo
Solisten:
Jana Semeradova – Traversflöte, Blockflöte
Michael Oman – Blockflöte
Erich Traxler – Cembalo
Jana Semerádová
Die Flötistin Jana Semerádová beschloss ihre Studien am Prager konservatorium, an der philosophischen Fakultät der Karl Universität (Theorie und Praxis der Alten Musik) und am königlichen Konservatorium Den Hague, Niederlanden (Klasse von Wilbert Hazelzet). 2003 gewann sie den 3. Preis des internationalen Telemann-Wettbewerbs in Magdeburg und im selben Jahr war sie Laureat des 16. Grosser Förderpreiswettbewebs in München zusammen mit Monika Knoblochová.
Jana Semerádová ist künstlerische Leiterin des Collegium Marianum (Prag) und Programmdirektorin des Konzertzyklus “Baroque Soirées” sowie des internationalen Festivals “Summer Festivities of Early Music”. Sie engagiert sich besonders bei der Entdeckungneuer Literatur, sowohl in ihrer Heimat als auch im Ausland. Sie beschäftigt sich intensive mit barocker Gestik, Deklamation und Tanz. Jana arbeitet mit mehreren CD - Labels zusammen: Supraphon, Pan Classics, Kammer Ton, K617….
Als Solistin ist sie regelmäßiger Gast bei den wichtigsten Festivalls, z. B.: Tage Alter Musik Regensburg, Bachfest Leipzig, Mozartfest, Centre de Musique Baroque de Versailles, Pragské jaro, Europamusicale, Vantaa Barokki, Festival de Sablé, Konzerthaus in Vienna, Palau de Música Barcelona….
Sie musizierte auch mit angesehenen Formationen: Batzdorfer Hofkapelle, Akademie für Alte Musik Berlin, Ensemble Cristofori, Ars Antiqua Austria, modern_times1800 and Wroclawska orkestra barokowa.
Jana Semerádová unterrichtet Traversflöte an der Prager Karls Universität, leitet regelmässig Kurse in Prague, Lidzbark und Valtice.
2009 ist sie Jurymitglied des internationalen H.I.F.Biberwettbewerbs.
Michael Oman
geboren 1963 in Linz, zählt zu den führenden und vielseitigsten Blockflötisten seiner Generation. Studien an den Musikuniversitäten Linz und Wien sowie bei Prof. Walter van Hauwe am Conservatorium van Amsterdam. Danach folgten langjährige Studien bei Prof. Kees Boeke in Pitigliano (Südtoskana) und Arezzo. Nachforschungen vor allem über mittelalterliche Musik an den Bibliotheken in Trossingen (D) und Basel (CH).
Als Blockflötensolist und Ensemblespieler deckt Michael Oman die gesamte Bandbreite seines Repertoires – von einstimmigen mittelalterlichen Balladen und Estampien (Spielmannstänze), der reichhaltigen Consortliteratur der Renaissance sowie der früh– und hochbarocken Sonaten–/Konzertliteratur bis zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ab. Um dieser stilistischen Bandbreite gerecht zu werden, gründete er mehrere Ensembles: Woody Performance Trio (1982), Quadro Wien (1986), ensemble aurelia (2000) für mittelalterliche und zeitgenössische Musik sowie das Oman Consort (2001) für die Blockflötenmusik des 16.–18. Jahrhunderts. Mit diesem Ensemble wurden vom intimen Blockflötenrecital bis zu barocken Blockflötenkonzerten (Vivaldi) bereits zahlreiche künstlerische Projekte mit spezieller Programmthematik der Öffentlichkeit präsentiert und auf CD aufgenommen. Lob der Fachpresse und internationale Auszeichnungen bestätigen den rasanten Aufschwung eines jener Topensembles barocker Kammermusik, das als „unglaublich agil, stürmisch, teilweise schon folkloristisch“ sowie als „hinreißendes Zelebrieren mit pulsierendem Donaublut in den Adern“ umschrieben wird. In Zusammenarbeit mit dem Label „ORF Edition Alte Musik“ des österreichischen Rundfunks konnten bereits vier CD Projekte vorgestellt werden, zuletzt „Greetings from London – A Collection of Ayres, Fantassies and musical Humours“.
Unter der Leitung von Marc Albrecht, Philippe Entremont, Peter Schreier, Erwin Ortner, Martin Haselböck, Sir John Eliot Gardiner und Sir Roger Norrington sowie mit den österreichischen Ensembles Ars Antiqua Austria, Armonico Tributo Austria, dem Solistenensemble der Wiener Akademie, dem Wiener Kammerorchester, den Wiener Bachsolisten, der Camerata Salzburg etc. konzertierte Oman seit den frühen 90er Jahren auf vielen bedeutenden Festivals sowie bei Rundfunk– und Fernsehstationen (ORF, ZDF, WDR, NDR, DRS etc.) in ganz Europa, Asien und Südamerika. Zahlreiche preisgekrönte CD Produktionen bei den Labels Arcana (2002 Gewinner des Diapason d’Or, zusammen mit der Altistin Bernarda Fink für die Einspielung der Kantaten von Francesco Conti), Symphonia (I), Chesky Records (USA), cpo (D) und novalis (CH) mit österreichischer Barockmusik, G.Ph.Telemann und J.S. Bach (4. Brandenburgisches Konzert zusammen mit Kees Boeke).
In den letzten Jahren widmete er sich ausschließlich seinem eigenen Ensemble, dem Oman Consort, sowie solistischen Auftritten mit diversen Kammerorchestern.
Er übte eine Unterrichtstätigkeit am oberösterreichischen Landesmusikschulwerk sowie der Musikschule der Stadt Linz aus und widmet sich seit 1989 als Professor für Blockflöte und Kammermusik seiner Klasse an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. In diesem Zusammenhang vielfache Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik, die unter anderem im November 1997 zu einer viel beachteten Performance mit Musik, Tanz und Rezitation des koreanischen Komponisten Isang Yun, und im Oktober 2005 zu einem Komponistenportrait von Luciano Berio (80. Geburtstag) führte. Weitere Dozententätigkeit am dortigen Institut für Alte Musik und historischer Aufführungspraxis sowie an in- und ausländischen Hochschulen (Prag), Konservatorien (Klagenfurt, Thessaloniki) und an Meisterkursen für Alte Musik (Krieglach, Austria Barockakademie, Schloss Weinberg u.a.).
Erich TraxlerErich Traxler studierte Orgel, Cembalo und Klavier am Brucknerkonservatorium Linz und an der Universität für Musik un darstellende Kunst Wien u.a. bei Michael Radulescu, August Humer, Wolfgang Glüxam, Gordon Murray und Brett Leighton.
Diplome mit Auszeichnung, Würdigungspreis der Musikuniversität Wien. Postgraduales Studium an der Schola Cantorum Basiliensis; Orgel bei Andrea Marcon, Wolfgang Zerer und Jean-Claude Zehnder, sowie Cembalo und Generalbass bei Jesper Christensen.
Meisterkurse bei Ton Koopman und Bernhard Haas.1. Preise bei internationalen Wettbewerben für Orgel (Goldrain/I 2003, Bochum/ D 2005).
Zahlreiche Konzerte führten Erich Traxler in die meisten Länder Europas sowie in die USA, Südamerika, Südafrika, Korea und Japan. Er tritt sowohl als Solist auf Cembalo und Orgel auf als auch als Kammermusiker mit verschiedenen Formationen (Venice Baroque Orchester, Bach Consort Wien, Ensemble saitsiing und musica novantica vienna).
Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen (ORF, Gramola, WDR, OÖ. Orgellandschaft) dokumentieren seine Tätigkeit.
Lehraufträge für Cembalo und Generalbass an der Konservatorium Wien Privatuniversität und der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, sowie Unterrichtstätigkeit bei Meisterkursen (Musikhochschule Belgrad; Notre Dame University, USA; Universität Stellenbosch, Südafrika).
ARS ANTIQUA AUSTRIA, Leitung: Gunar Letzbor
Ensemble für neue BarockmusikÖsterreichische Barockmusik steht im Mittelpunkt des Repertoires dieses ungewöhnlichen Barockensembles. Die zu dieser Zeit am Wiener Kaiserhof gepflegte Musik zeigte zuerst starke Einflüsse aus Italien, später aus Frankreich, wobei sich auch das spanische Hofzeremoniel auf das künstlerische Schaffen auswirkte. Der typisch österreichische Klang dieser Epoche wurde durch den Einfluß der vielen Kronländer geprägt. Die politischen und gesellschaftlichen Grenzen im Österreich der Barockzeit waren viel weiter ausgedehnt als heute. Elemente der Volksmusik aus dem Slawischen, dem Ungarischen und der alpenländische Musik beeinflußten damals die Kunstmusik nachhaltig und gaben ihr den spezifischen Klang. Der österreichische Klang spiegelt aber auch das Temperament und den Charakter des damaligen Österreichers wieder, eines Menschen im Schmelzpunkt vieler unterschiedlicher Kulturen. Darin vereinigen sich die Lebenslust des Südländers, die Melancholie der Slawen, das Formalistische der Franzosen, das Hofzeremoniell der Spanier und das original Alpenländische des deutschsprachigen Raumes. Diese Mischung aus Hofmusik und Volksmusik mit einer tänzerischen Note machen den typisch österreichischen Klang aus.
Die ersten Jahre standen für ARS ANTIQUA AUSTRIA neben zahlreichen Konzertauftritten ganz im Zeichen der musikwissenschaftlichen Aufarbeitung des Schaffens österreichischer Barockkomponisten. Aus dem reichen Fundus wiederentdeckter Werke entstanden mehrere erfolgreiche Ersteinspielungen. So gab es für die Tonträger mit der Musik von Weichlein, Biber, Conti, Viviani, Radolt, Mealli, Arnold, Caldara, Bononcini, Bertali, Aufschnaiter, Vilsmayr, Vejvanovsky, Schmelzer, Muffat und Johann Sebastian Bach enthusiastischen Beifall bei internationalen Fachrezensenten.
Seit dem Jahr 2002 übernimmt ARS ANTIQUA AUSTRIA die Gestaltung eines eigenen Konzertzyklus im Wiener Konzerthaus. Das Ensemble ist federführend in einer auf mehrere Jahre ausgelegten Konzertreihe mit dem Titel "Klang der Kulturen - Kultur des Klanges", bestehend aus insgesamt 90 Konzerten in den Städten Wien, Prag, Budapest, Bratislava, Krakau, Venedig, Laibach, Mechelen und Lübeck.
Die aktuellen Tourneen führten das Ensemble unter anderem zum Festival de la Musique Baroque nach Ribeauvillè, zu den Festwochen der Alten Musik nach Berlin, zum Festival Printemps des Arts nach Nantes, zum Mozartfest in Würzburg (eine Opernproduktion) , zu den Tagen alter Musik in Herne, Festival de Musique de Clisson et de Loire Atlantique, Folles Journées de Nantes, Musée dUnterlinden Colmar, Festival Baroque du Sablon, Vlandern Festival, Festival Bach de Lausanne, Bologna Festival, Vendsyssel Festival, Concerti della Normale Pisa, Resonanzen Wien, Klangbogen Wien zum Monteverdi Festival nach Cremona, an die Münchner Staatsoper sowie zu den Salzburger Festspielen.
Auch in den USA und Japan ist das Ensemble ein gerngesehener Gast.
Die CD-Einspielung zusammen mit der Mezzosopranistin Bernarda Fink (vier Kantaten von Francesco Conti) ist bereits eine Woche nach der Präsentation mit Diapason d'or ausgezeichnet worden. Gunar Letzbor bekam zusammen mit seinem Ensemble ARS ANTIQUA AUSTRIA einen Cannes Classical Award 2002 für seine Einspielung der Capricci Armonici von G.B.Viviani verliehen.
12. Mai 2014 - Michael Wruss
Wenn Bachs großen Flötentönen neues Leben eingehaucht wird
Das Eröffnungskonzert der feinen Klassik-Reihe "Fiori Musicali" ging im Stift St. Florian über die Bühne.
Am Samstag öffnete das Stift St. Florian sein wunderbares Sommerrefektorium für das Auftaktkonzert der Reihe Fiori Musicali mit Ars Antiqua Austria und Jana Semerádová (Travers- und Blockflöte), Michael Oman (Blockflöte), Erich Traxler (Cembalo) und Gunar Letzbor (Violine) als Solisten. Auf dem Programm Bachs große Konzertmusiken für Travers- bzw. Blockflöte. Am Beginn stand die 2. Suite in h-Moll, die Johann Sebastian Bach 1738/39 für das Collegium Musicum und seine regelmäßigen Kaffeehauskonzerte in Leipzig möglicherweise auf der Basis einer früheren Komposition geschrieben hatte. Das Besondere dieser so genannten "Concertouvertüre" ist die solistische Traversflöte, ein damals modernes Instrument, das Bach ebenso neu einsetzt.Jana Semerádová war die großartige Solistin, die zur empfindsamen Umsetzung auch wunderbare Klangfarbenvielfalt an den Tag legte und zeigte, welche Möglichkeiten auf dieser "alten", beinahe klappenlosen Querflöte zu erzielen sind. Knapp 20 Jahre früher entstand das 5. Brandenburgische Konzert für den Hof in Köthen, in dem ebenfalls die Traversflöte eine wichtige Rolle neben der Violine spielt. Das eigentliche Hauptinstrument ist das Cembalo, das Bach wahrscheinlich selbst spielte, und auf dem er sicherlich besser brillieren konnte als auf der damals bei italienischen Konzerten üblichen Violine. An diesen Abend übernahm Erich Traxler jene Stimme, die sich Bach auf den Leib geschrieben hatte, und begeisterte. Fein dann auch der zweite Satz, in dem einander die drei Solisten die Melodiefloskeln fein ausgekostet zuspielten.
Im zweiten Teil stand Bachs um 1721 entstandenes 4. Brandenburgisches Konzert auf dem Programm. Jana Semerádová wechselte nun zur Blockflöte und bildete mit dem wie immer leidenschaftlich brillant musizierenden Michael Oman ein perfektes Duo, das Gunar Letzbor ideal ergänzte. Auch hier überzeugte nicht nur das beeindruckende Spiel der Solisten, sondern die Gesamtleistung des Ensembles, das Bach nicht bloß reproduzierte, sondern seinen Noten ein neu durchdachtes Leben einhauchte.
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